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Schwarze Pädagogik & Narzissmus

Zu Beginn des Jahres 2020 möchte ich auf eine Thematik aufmerksam machen, die uns leider alle noch begleitet - Schwarze Pädagogik und daraus resultierende Überlebensstrategien, wie Narzissmus.

 

Die Auswirkungen der Schwarzen Pädagogik - primär initiiert von Johanna Harrer, durch deren Erziehungsratgeber vom 02. Weltkrieg an, bis in die späten 70er Jahre Mütter, Hebammen, Pflegefachleute, etc. geschult wurden.

Ein Glück ist dieses Kapitel vorbei - könnte man sagen, oder glauben, aber wohl eher sich nur wünschen, denn die Folgen sind leider immer noch omnipräsent.

Bis in die 80er Jahre sehr häufig, aber auch heute noch vereinzelt, hört man Aussagen, wie:

  • Lass das Kind schreien, das beruhigt sich dann von alleine!
  • Lass das Kind schreien, das stärkt die Lungen!
  • Verhätschel das Baby nicht so!
  • Stillen auf keinen Fall länger als 1 Jahr! 
  • Nach 3 Monaten sollte das Kind schon alleine in seinem Zimmer schlafen!
  • Kleine Kinder müssen bald alleine schlafen, ansonsten können sie sich später nicht durchsetzen und sind verweichlicht....
  • Eine Ohrfeige hat noch keinem geschadet!
  • etc.

Was bedeutet es, so aufzuwachsen? Als Therapeutin ist es ziemlich leicht zu erklären. Eltern, die sich durch solche "unnatürliche Ratschläge" haben beeinflussen lassen, sind emotional abgespalten, das bedeutet sie spüren sich selbst nicht und somit auch nicht die Liebe zu ihrem Kind. Sie wurden als Kinder selbst nicht getröstet und können somit ihren Kindern keinen Trost geben.

Ein Baby kommt mit nur einem Wunsch auf die Welt - die Erfüllung der Bindungsbedürfnisse. Es ist ein rein emotionales Wesen und es muss nun die Erfahrung machen, dass die Eltern auf diesem Kanal nicht verfügbar sind und die Bindungsbedürfnisse somit nicht, oder zum Teil nicht erfüllt werden (können). Das Kind ist somit bald gezwungen eine Überlebensstrategie zu wählen, also ein Wirkungsprinzip zu erlernen - wenn ich mich so verhalte, dann reagiert mein Umfeld positiv auf mich.....

Die Verbindung zu sich selbst wird mehr und mehr gekappt und die Folge sind:

  • Co-Abhängigkeit:    Nur wenn`s dem/n anderen gut geht, dann kann`s auch mir gut gehen!
  • Narzissmus:             Selbstsucht - wenn mich hier sonst keiner liebt dann lieb ich mich halt selbst! 
  • AD(H)S:                      Zwanghafte Suche nach Aufmerksamkeit.

später:

  • Sucht:                         Ablenkung vom inneren Schmerz durch Alkohol, Medien, Sport, Drogen, etc.

 

Wer rechnen kann, kann unschwer erkennen, dass die Kinder von damals, heute den Grossteil unserer Gesellschaft ausmachen und heute selbst Eltern sind. Einige haben ihre Geschichte aufgearbeitet, aber viele (über-)leben mit den gewählten Überlebensstrategien.

 

Eine wirklich schädliche Strategie für unsere gesamte Gesellschaft sind narzisstische Überlebensstrategien.

 

Denn leider - lieben sich diese Menschen eben nicht selbst, sondern kippen unaufhörlich hin und her zwischen Selbstüberschätzung und Selbsthass. Sie kreieren sich eine Welt aus "Gut und Böse", "Richtig und Falsch", "Schwarz und Weiss". Sie streben nach Macht und leben davon andere Menschen zu unterdrücken, damit lindern sie den Schmerz in ihrem Inneren.

Bekommen sie nicht was sie wollen, zeigt sich die Überlebensstrategie sehr deutlich, sie sind sehr verletzlich und reagieren cholerisch, oder trotzig - in jedem Fall verhalten sie sich unkooperativ, da eine Kompromis für sie gar nicht vorstellbar ist (Ihre Sichtweise ist ja die einzig richtige!).

Für sie gibt es nur 1 Realität und das ist die eigene. Egal wie abstrus ihre Forderung ist und wie offensichtlich ihr Fehlverhalten, sie werden sie mit allen Mitteln durchsetzen. Dabei geht es ihnen nie um die Sache, sondern immer nur um den persönlichen Sieg. Da sie zu allen Mitteln greifen, wechseln sie die Realtiäten und Schauplätze, alles was schon besprochen war, haben sie plötzlich nie gehört, Sachverhalte sind von einem Moment zum anderen völlig anders, etc.

 

In unserer Gesellschaft finden wir sie in vielen Schlüsselpositionen, als Vorstand von Unternehmen, in wichtigen Gremien, an der Spitze von Vereinen, in politischen Ämtern, aber auch als Ärzte, Psychiater, Leiter von Sozialen Einrichtungen, etc.

 

Wichtig zu erwähnen, in diesem Kontext ist noch der "verdeckte Narzissmus" - immer wieder stelle ich im Gespräch fest, dass die meisten Menschen glauben, Narzissten sind nur die, die im Mittelpunkt stehen und mit ihrem Haus, ihrem Auto, ihrem Erfolg, etc. pralen. Weit gefehlt - der verdeckte Narzisst bleibt im Hintergrund, ist eher der, der am Rande einer Party steht und sagt "Ziemlich seltsame Leute hier, da will ich ja gar nicht dazu gehören...."

 

Aber die Hauptkriterien des Narzissmus, da auch hier das Selbstwertgefühl gestört ist, sind genauso erfüllt:

  • Die Welt dreht sich um sie. (egozentrisch*)
  • Kein Mitgefühl. (Empathiemangel*)
  • Unkooperativ. (Entwertung*)
  • Beleidigt / trotzig. (Empfindlichkeit*)

* die 4 E`s von Reinhard Haller, Die Narzissmus-Falle

 

In diesem Sinne wünsche ich mir mehr Bewusstsein für diese Thematik, in unserer Gesellschaft, da viele Menschen dem abwertenden- und manipulativem Verhalten von Narzissten nicht gewachsen sind.

 

Zudem können Menschen mit narzisstischen Persönlichkeitsstörungen gefährlich sein und sind auch zu Amokläufen fähig.

 

Gesamtgesellschaftlich denke ich, dass wir uns mehr mit unseren Biografien, den Erlebnissen und Prägungen unserer Familie auseinandersetzen sollten und den Dialog mit unserem Wesenskern (Inneren Kind) suchen, damit wir aufhören können, die Geschichten unserer Familien zu wiederholen....

 

Ina Lindauer

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